Neue PV-Technologien: Dünnschicht, HJT und Perowskit im Fokus

Neue PV-Technologien: Dünnschicht, HJT und Perowskit im Fokus

Photovoltaik steht vor einem Technologiesprung: Neben klassischen Siliziumzellen rücken⁤ Dünnschicht,HJT und Perowskit in den Fokus. Der Beitrag vergleicht Wirkungsgrade, Kosten, Material- ​und stabilitätsfragen, beleuchtet Produktionspfade und Reifegrade und skizziert Anwendungen von Fassaden⁤ bis zur Gigawatt-Fertigung.

inhalte

Technologieüberblick & Reife

Dünnschicht (CdTe, ⁤CIGS) ⁢gilt als⁢ industriell etabliert,‌ mit solider Bankability in Utility-scale-Anwendungen und Vorteilen bei diffusen‍ Lichtbedingungen sowie geringem Temperaturkoeffizienten. HJT als ⁢n‑typische ​Silizium-Heterojunction liefert hohe Moduleffizienzen und exzellentes Schwachlichtverhalten, steht jedoch unter kostendruck durch Silberverbrauch, der ⁢durch kupferbasierte Metallisierung und TCO-Optimierungen reduziert ​wird. Perowskit entwickelt sich dynamisch, insbesondere ‍als Tandem mit Silizium; Laboreffizienzen über ⁣30% ⁢treffen auf Herausforderungen bei Langzeitstabilität, Feuchteschutz und Bleimanagement, während Pilotlinien in Richtung Gigawatt-Skalierung‌ anziehen.

Im reifeverlauf zeigt sich eine Staffelung: Dünnschicht bleibt ein Arbeitspferd mit wachsenden ​Kapazitäten und Rohstoffdiversifizierung; HJT konsolidiert sich ⁢durch Ag-Reduktion, höheres Durchsatz-Equipment‌ und bifaziale Designs; Perowskit schreitet in Richtung produktionsnaher R2R- und Slot-Die-Prozesse, wobei qualifizierte Encapsulation und IEC-Dauerlast-Tests den Ramp-up bestimmen. Der zu erwartende Wirkungsgradvorsprung der Tandems trifft auf Kosten- und Zuverlässigkeitsziele,⁣ was kurz- bis mittelfristig differenzierte Einsatzfelder erzeugt-von leichten, flexiblen BIPV-Lösungen bis zu hocheffizienten Kraftwerksmodulen.

  • Dünnschicht: Reif für Freifläche, robuster Temperaturgang, ​Materialketten im Fokus.
  • HJT: Hohe Effizienz, niedriger LID/LeTID, Kostensenkung via Kupfer und dünnere Wafer.
  • Perowskit/Tandem: Schnellste Lernkurve, Stabilität ⁤und‌ Skalierung als schlüssel.
Technologie TRL Modul-Wirkungsgrad Temp.-Koeff. Kostentrend Typische Anwendung
Dünnschicht 9 18-21% gut ↓ stabil Utility,Leichtdächer
HJT 8-9 21-24% sehr gut ↓ beschleunigt Dach,Bifazial,Agri-PV
Perowskit/Tandem 6-7 24-28% (pilot) gut ↓↓ perspektivisch BIPV,High-Eff. Utility

Dünnschicht: Stärken & Limits

Dünnschicht-PV ⁢nutzt extrem dünne aktive Schichten (z. B.CdTe, CIGS, a‑Si), die auf Glas, Metall oder Polymerfolien ⁣abgeschieden werden.Das Ergebnis sind leichte,⁣ teils‍ flexible Module ‌mit homogener Optik und​ vergleichsweise geringer Material- und Energieintensität in der Fertigung.⁢ Besonders ⁣hervorzuheben sind⁣ das günstige Temperaturverhalten, stabile Erträge bei diffuser Strahlung sowie Optionen ​für gebäudeintegrierte Anwendungen.

  • Gewicht ​&⁢ Flexibilität: geringere Flächenlast, montierbar auf sensiblen⁢ Dächern und⁢ gekrümmten Oberflächen.
  • Temperaturkoeffizient: ⁣ häufig −0,20 bis −0,30 %/°C,damit vorteilhaft in heißen Klimazonen.
  • Schwachlicht-Ertrag: solide Performance bei​ Bewölkung, Dunst und Ost/West-Ausrichtungen.
  • Ästhetik & BIPV: ‌ gleichmäßige,⁣ dunkle Flächen; gute Integration in fassaden und Verglasungen.
  • Ökobilanz: kurze Energieamortisation durch dünne Schichten und skalierbare Beschichtungstechnik.
Technologie Modul-Wirkungsgrad Temp.-Koeff. Gewicht Typische Nutzung
CdTe 17-20 % ≈ −0,25 %/°C 12-15 kg/m² Utility, heiß/trocken
CIGS 15-19 % ≈ −0,30 %/°C 10-12 kg/m² BIPV, ​Fassaden
a‑Si 6-10 % ≈ −0,20 %/°C 6-10 kg/m² Leichtdächer, ⁤Nischen

Den Vorteilen stehen markante ​Grenzen gegenüber: Die niedrigere Flächenleistung erhöht den BOS-Anteil ⁤(mehr⁢ Fläche, ​Unterkonstruktion und Verkabelung),‍ Materialien wie Indium,‍ Gallium oder ⁣Tellur ‌sind begrenzt verfügbar, und regulatorische Anforderungen (z. B. Cadmium-Handling) erfordern strenge EHS-Prozesse. ​Langzeitverhalten ist ‍technologieabhängig; a‑Si kennt den ⁤Staebler‑Wronski‑Effekt, während CdTe/CIGS industriell gereift sind, jedoch​ mit konzentrierter Anbieterlandschaft und eingeschränkter Bifazialität konkurrieren.

  • Flächenbedarf ⁤& BOS: ⁣mehr m² pro​ kWp, einfluss auf gestell,⁣ Logistik und Projektkosten.
  • Materialverfügbarkeit: kritische Elemente begrenzen Skalierung und wirken auf Preisstabilität.
  • Effizienzspanne: geringere Modulwirkungsgrade als Top‑c‑Si, bei Projektflächen ein schlüsselfaktor.
  • Bankability: ‌ weniger Hersteller, geringere Produktvielfalt und ‌normformate.
  • Recycling &⁢ Compliance: Rücknahme- und Recyclingstrukturen notwendig, je nach Halbleiterchemie.

HJT: Wirkungsgrad & Kosten

Heterojunction-Zellen ‌ kombinieren kristallines n‑Typ‑Silizium mit ultradünnen amorphen schichten ⁣und liefern hohe Voc, niedrige Rekombination und einen sehr geringen Temperaturkoeffizienten. In der Praxis liegen Modulwirkungsgrade ‌bei 22,0-23,5 %, Zellrekorde um 26 %; die Bifazialität von 90-95 % begünstigt Mehrerträge, besonders unter diffusem Licht. Da LID/LeTID praktisch ausbleibt, ⁣sinkt die⁣ Degradation typischerweise auf⁤ etwa 0,25 %/a, ⁢was⁢ die Energieausbeute über die laufzeit stabilisiert.

Parameter Typischer Wert (2025) Bemerkung
Modulwirkungsgrad 22,0-23,5​ % Hohe Flächenausbeute
Temperaturkoeff. Pmax ≈ −0,26 ⁣%/°C Vorteil in warmen Klimata
Bifazialitätsfaktor 90-95 % +5-15 ‌% Mehrertrag möglich
Jahresdegradation ≈ 0,25⁣ % Geringe Alterung
Modulkosten ca. 0,20-0,26 €/Wp Leicht über TOPCon
  • Kostentreiber: TCO‑Beschichtung (ITO/ZnO), Silberpasten und zusätzliche Prozessschritte (niedrige⁢ Prozesstemperaturen, längere Taktzeiten).
  • Kostenhebel: Cu‑Galvanik statt ag‑Siebdruck,dünnere Wafer (≤120 µm),größere Formate (M10/G12),SMBB & engere Finger,höhere ⁢Linienkapazität.
  • LCOE‑Vorteile: Mehrertrag durch⁣ Bifazialität, geringe Temperaturverluste, stabile Degradation; besonders wertvoll bei Flächenknappheit und​ in Hitze.

kostenseitig liegt HJT noch ‍mit einem moderaten Aufpreis ‍über PERC/TOPCon, wird jedoch durch Skalierung, Materialsubstitution und Prozessintegration wettbewerbsfähiger.⁤ Das Zusammenspiel aus n‑Typ‑Wafern, Glas‑Glas‑Designs und effizienter metallisierung senkt Capex pro GW und ​Materialeinsatz pro Wp. ‌In Anwendungen mit ‍hoher Einstrahlungsvariabilität,​ beengter Dachfläche oder strengen Temperaturprofilen kann die Kombination aus hoher Effizienz und niedrigem Temperaturkoeffizienten die etwas höheren Investitionskosten durch niedrigere LCOE kompensieren.

Perowskit: ‍Stabilität testen

Die ⁣Bankability der Perowskit-Photovoltaik entscheidet sich an reproduzierbarer ‌Beständigkeit unter kombinierter Belastung. Neben Spitzenwirkungsgraden im⁣ Labor rücken daher beschleunigte Alterungsprotokolle in den Fokus. Etabliert sind ISOS-Standards (ISOS-D/L/O/T) sowie Moduletests nach IEC 61215: Feuchte-Wärme 85/85, Thermozyklen, Feuchte-Frost ⁢ und UV-Vorbelastung. Relevanter ⁢als Kurztests sind Langzeitprofile bei MPP-Betrieb mit kontinuierlicher beleuchtung, die Ionentransport, Phasensegregation und ‌ Kontaktkorrosion sichtbar machen. Messbar werden Effekte über T80/T95, I-V-Hysterese, Leckströme ⁢ und Drift ⁣von Voc/FF.

Ein belastbares​ Prüfdesign kombiniert ⁤Probenzustände (Zelle, Minipanel, Laminat) mit Mehrfachstress ​ und klaren Freigabekriterien. Diagnostik ergänzt elektrische kennlinien: PL/EL-Imaging für hotspots,ToF‑SIMS für Halogenmigration,XRD ‌ für Strukturänderungen; parallel wird die Verkapselung über ⁣ WVTR und Kantenabdichtung ‍verifiziert. Materialseitig unterstützen ⁤ 2D/3D-Hybride, Additiv-Passivierung und robuste Transportlagen die Resistenz, doch ​die Validierung gelingt nur mit konsistenten,‍ statistisch abgesicherten Testreihen.

  • Umweltstressoren: feuchte, Wärme,⁤ UV/Blauanteil, sauerstoff, thermische Zyklen, mechanische Biegung.
  • Elektrische Belastung: ‌ MPP-Tracking,⁣ Vorwärts-/Rückwärts-Scan, Vorwärtsvorspannung (0,8-1,0‍ Voc).
  • Kernmetriken: T80/T95,ΔPCE,Hysterese-Index,ΔVoc/ΔJsc/ΔFF,Leckstrom,Serien-/shuntwiderstand.
  • Diagnostik: PL/EL, UV‑Vis, Impedanzspektroskopie, Kontaktwiderstand, WVTR⁤ der Barriere.
Test Bedingungen Zielgröße Kriterium⁣ (Beispiel)
Feuchte-Wärme (DH) 85°C / ⁢85% r.F.,⁤ 1000 h PCE-Verlust, T80 ≤ 20% Verlust (T80 ≥ 1000 h)
Lichtsoak⁤ @ MPP 1 Sonne, ⁣60°C, 1000 ⁢h ΔPCE, Hysterese-Index ΔPCE ≤ 10%, HI ≤ 0,05
Thermozyklen −40↔85°C, 200 Zyklen Rs, FF ΔFF ≤ 3 Prozentpunkte
UV-Vorbelastung 45 kWh/m² PL-Quenching < 10% Abnahme
Bias‑Temp‑Stress 0,9 Voc, 85°C, 300 h Voc-Drift ≤ 2% Drift
Verkapselung (WVTR) 40°C / 90% r.F. Barriereniveau ≤ 1×10⁻³ g·m⁻²·d⁻¹
Außenbewitterung (ISOS‑O) 6 Monate, real Felddrift, T80⁣ proj. < 15% Verlust

Einsatzempfehlungen nach Fall

Je nach Projektziel, Klimazone und baulichen Restriktionen verschieben ⁣sich die ‌technologischen Favoriten. Hohe Effizienz und Temperaturstabilität sprechen ‌in flächenlimitierten oder heißen umgebungen für‍ moderne HJT-Module, während geringe Flächenlast, homogene‍ Optik und gute Schwachlichtleistungen Dünnschichtlösungen auf ⁢leichten Dächern und in Fassaden bevorzugen. ⁣Perowskit, insbesondere als‌ Tandem oder auf flexiblen Substraten, eröffnet Spielräume für ultraleichte und gestalterische Anwendungen, ⁤befindet sich jedoch noch in einer Phase​ beschleunigter Industrialisierung ‌mit projektspezifischer bankability.

  • HJT: geeignet ⁢bei begrenzter Dachfläche,‌ hoher Einstrahlung und Temperaturen; vorteilhaft ‌durch niedrigen Temperaturkoeffizienten und optionale‌ Bifazialität.
  • Dünnschicht⁤ (CIGS/CdTe): sinnvoll für leichte Unterkonstruktionen, BIPV und diffuses licht; gleichmäßige Flächenwirkung, gutes Schwachlichtverhalten.
  • Perowskit (auch ⁣tandem): prädestiniert für Pilotflächen, Designfassaden⁤ und Gewichtslimits; Fokuspunkte sind Schutzschichten, Garantien ​und Langzeitdaten.
Anwendung Technologie-Favorit Kernvorteil Hinweis
Dach mit wenig Fläche HJT Hoher Wirkungsgrad mehrkosten über Ertrag planbar
leichte Industriehalle Dünnschicht Niedrige Flächenlast Größere Modulflächen möglich
diffuses Klima/Urban Dünnschicht Schwachlichtstark Konstante Tageskurve
Wüsten/Hitze HJT Geringe ‌Temperaturverluste Kühlbedarf reduziert
Agrivoltaik HJT⁣ bifazial / dünnschicht halbtransparent Gleichmäßigere Bodenbeleuchtung Transparenzfaktor​ beachten
Designfassade/Pilot Perowskit Ultraleicht,​ Farbvielfalt Bankability projektabhängig

Für die Systemplanung zählen neben dem Modul Wirkungsgrad die Gesamtkostenstruktur⁤ und Betriebsrisiken. Auswahlkriterien umfassen Garantiepakete, ⁣Temperatur- und Schwachlichtverhalten, Bifazialpotenzial, Interoperabilität mit⁢ Wechselrichtern und Statik, ebenso Normen- und Recyclinganforderungen.In Märkten mit hohen BOS-Kosten kann eine höhere Modulklasse die Stringanzahl und Montagezeiten reduzieren, während in designgetriebenen Projekten Formfaktor, Farboptionen ‍und Gewicht⁤ dominieren.

  • Garantien und Degradation: vertragliche Zusagen und Testprotokolle prüfen; bei neueren Technologien ⁢sind Laufzeiten teils ​kürzer oder projektspezifisch.
  • Temperaturkoeffizient: in warmen Regionen Vorteil für HJT; Leistungsstabilität in Spitzenlastfenstern relevant.
  • Schwachlicht und Verschattung: ⁣Dünnschicht zeigt robuste​ Erträge bei diffuser Strahlung; Stringdesign auf Mismatch minimieren.
  • Bifazialität und Albedo: bei reflektierenden Untergründen zusätzliche ⁣Erträge; Untergrundgestaltung ⁣mitdenken.
  • Kompatibilität: MPP-Spannungen, Stringlängen⁣ und mechanische Anbindung mit BOS abgleichen; Zertifizierungen (IEC 61215/61730) und Brandschutz einhalten.
  • Projektfinanzierung: Tier-1-Hersteller,‍ feldreferenzen und Service-netz berücksichtigen; bei ⁤Perowskit⁣ realistische‍ Degradations- und OPEX-Annahmen‍ wählen.

Was zeichnet Dünnschicht-, HJT-⁤ und Perowskit-Technologien aus?

Dünnschicht (a‑si, CdTe, CIGS) nutzt wenig⁢ Material, ist leicht und flexibel. HJT kombiniert n‑Typ‑Wafer mit‍ amorphem Si und senkt Rekombination. Perowskite bieten hohe Absorption und Tandem-Chancen,⁤ jedoch noch stabilitätsrisiken.

Wie ⁣entwickeln sich Wirkungsgrade ⁣und Leistungsdichten?

HJT-Module erreichen heute 21-23 %, Zellen bis etwa 26 %. Dünnschicht: CdTe-Module knapp 20 %, CIGS ⁤ähnlich, mit guten Schwachlichtwerten. Perowskit-Zellen liegen über 26 %; Silizium-Perowskit-Tandems nähern sich 30 ⁢% und versprechen höhere⁤ Leistungsdichten.

Welche Kosten- und Produktionsaspekte sind relevant?

HJT erfordert‍ ITO, Silber und Niedertemperaturprozesse, was Materialkosten und Taktzeiten prägt. Dünnschicht spart Silizium, braucht⁤ jedoch Vakuumbeschichtungen und teils⁤ kritische ​Elemente.​ Perowskite versprechen günstige Nass- oder Rolle-zu-Rolle-Fertigung, Skalierung ist offen.

Wie steht es um Lebensdauer, Degradation und Zuverlässigkeit?

HJT zeigt geringe LID/LeTID und gute Temperaturkoeffizienten. CdTe gilt als robust, CIGS ‌ist feuchteempfindlicher.Perowskite degradieren durch​ Feuchte, ‌Wärme und UV; Kapselung und Additive verbessern dies, doch Langzeitdaten und Bankability sind noch begrenzt.

Welche Anwendungen und Marktperspektiven gelten als ⁤aussichtsreich?

Dünnschicht eignet sich⁤ für Leichtdächer, BIPV und gekrümmte Flächen; CdTe⁢ bleibt stark im Utility-Segment. HJT adressiert Premium-Dachanlagen und bifaziale Freiflächen.⁣ Perowskit‑Tandems gelten ⁣als nächster Effizienzhub, mit Potenzial in⁣ Rooftop, agri-PV und später Massenmarkt.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *