Ein Solartracker richtet PV-Module automatisch zur Sonne aus und steigert so den Energieertrag besonders in den Morgen- und Abendstunden. Der Beitrag zeigt, wie sich eine DIY-Lösung mit einfachen Komponenten realisieren lässt: Mechanik, Sensorik, Steuerung und Stromversorgung. Zudem werden Aufwand, Kosten, Sicherheit und typische Fehlerquellen beleuchtet.
Inhalte
- Prinzipien der Nachführung
- Sensorik: LDR vs. GPS-Tracking
- Mechanik: Lager, Aktuatoren
- Steuerung mit PID und RTC
- Energiebedarf und Amortisation
Prinzipien der Nachführung
Nachführung maximiert die Einstrahlung auf Modulflächen, indem die Modulnormale möglichst präzise auf den Sonnenvektor ausgerichtet wird.Relevante Größen sind Azimut, Höhenwinkel und saisonale deklination; der Gewinn entsteht primär bei direkter Strahlung, während diffuse Anteile weniger profitieren. konstruktiv unterscheiden sich einachsige (Ost-West oder Neigung) und zweiachsige Systeme in Freiheitsgraden, Komplexität und Windanfälligkeit. Zur Minimierung von Reihenverschattung wird Backtracking eingesetzt: Bei flachem Sonnenstand wird gezielt vom optimalen Winkel abgewichen, um Schlagschatten zu vermeiden. Neben der kinematischen Auslegung beeinflussen Massenverteilung, Eigenfrequenzen, Sturm-Stellung und Endlagen den sicheren betrieb und die Verfügbarkeit.
| Achstyp | Freiheitsgrade | typischer Mehrertrag | Besonderheiten |
|---|---|---|---|
| einachsig | Azimut oder Neigung | ca. +10-25% | Einfacher Aufbau, Backtracking möglich |
| Zweiachsig | Azimut + neigung | ca. +25-40% | Maximale Ausrichtung,höhere Windlast |
| Saison-Adjust | Manuelle Neigung | ca. +5-12% | Geringer Aufwand, keine Aktoren |
Die Regelung folgt entweder einem astronomischen Modell (Zeit/Ort-basiert, offen) oder einer sensorbasierten Führung über Lichtsensoren; hybride Ansätze kombinieren Modell, Encoder/IMU und LDR/Fotodioden für Robustheit. Bei diskreten Bewegungen verhindert Hysterese mit Totband das „Jagen”, während PID bei kontinuierlichen Antrieben präzise Winkel einregelt.Sturm-Stellungen und Stopp-Logik (Endschalter, Überstrom, Böensensorik) sichern die Anlage, Backtracking und Schattenmodelle optimieren den Tagesertrag in Reihenfeldern. Effizienz entsteht durch Gegengewichte, reibungsarme Lager, passende Übersetzungen und kurze Aktor-Laufzeiten, sodass der Steuer- und antriebsbedarf deutlich unter dem zusätzlichen Energiegewinn bleibt.
- Ausrichtungsmodell: Präziser Sonnenstand (SPA) plus Korrekturen für Flex, Spiel und Montagetoleranzen.
- Regelstrategie: Astronomisch für Stabilität; Sensorik für wolkenkanten und Montageabweichungen; hybrid für fehlertoleranz.
- Schattenmanagement: backtracking-Algorithmen mit Reihenabstand, Rahmenhöhe und Modulbreite parametriert.
- Sicherheit: Stow-Winkel bei Starkwind,Endlagen,Not-Aus,Temperatur- und Stromüberwachung der Aktoren.
- Energiehaushalt: Geringe Ruheströme, gepulste Ansteuerung, kurze Duty-Cycles, Versorgung aus PV-Puffer sinnvoll.
- Mechanik: Steife Struktur,niedrige Trägheit,passende Motor-/Spindelwahl; resonanzen vermeiden.
- Kalibrierung: Initial-Homing, periodische Nullpunktkorrektur und driftkompensation erhöhen Genauigkeit.
Sensorik: LDR vs. GPS-Tracking
Die Nachführung eines DIY-Solartrackers lässt sich grob in zwei Sensorparadigmen realisieren: optische Differenzmessung mit LDR sowie astronomische Sollwertvorgabe via GPS/Zeitbasis. LDR-Paare (mit Schattenschlitz) liefern ein Fehlersignal proportional zur seitlichen Abweichung der Sonne; die Regelung ist kostengünstig, einfach und mit minimaler Latenz. Grenzen zeigen sich bei diffuser Strahlung, Spiegelungen, Teilverschattung und in der Dämmerung; ohne sorgfältige Blendengeometrie droht Drift. GPS-gestützte Verfahren berechnen Azimut/Elevation aus Koordinaten und Zeit (z. B. SPA/NOAA) und verlangen eine absolute Winkelrückmeldung (Encoder/Potentiometer) sowie eine Initialausrichtung.Dafür bleibt die Nachführung auch unter Wolken stabil, ist vor Verschmutzung der Sensorfläche unempfindlich, erkauft sich dies jedoch mit höherer Komplexität und Energiebedarf.
- LDR-Tuning: Blende 3-6 mm, Abstand 10-15 mm; RC-Tiefpass 10-100 ms; ADC ≥ 10 Bit; Hysterese 1-2° gegen Oszillation.
- GPS-Setup: GNSS-Modul mit RTC-Pufferung; Ephemeriden/SPA lokal berechnen; Homing via Endschalter; optional IMU zur Azimutreferenz.
- Regelstrategie: Deadband zur Motorentlastung; Nacht-Parkposition; Windmodus mit definierter Neigung; Fehler-Fallback bei Sensorstörung.
Ein hybrider Ansatz kombiniert die Stärken: Ephemeriden liefern den globalen Sollpfad, LDR übernehmen die Feinkorrektur im Nahfeld der Sonnenscheibe; bei Bewölkung wird auf rein astronomische Nachführung mit definierter Deadband umgeschaltet.Diese Logik reduziert Motorzyklen, erhöht die Robustheit gegenüber Störungen und ermöglicht planbare Park- und Sicherheitsfunktionen (Sturm, Nacht). Kostenrahmen: LDR-Frontend < 5 €, GPS+RTC 15-25 €, Encoder 5-20 € - die Mehrinvestition zahlt sich durch konsistenten Ertrag in wechselnden Bedingungen aus.
| Kriterium | LDR | GPS/Ephemeriden |
|---|---|---|
| Kosten | sehr niedrig | mittel |
| Komplexität | gering | hoch |
| Bewölkung | unsicher | stabil |
| Genauigkeit | gut (klarer Himmel) | konstant |
| Ruhestrom | sehr niedrig | moderat (GNSS/RTC) |
| Wartung | Sichtfenster reinigen | Firmware/Zeitsync |
| Nachtstart | nein | ja |
| Winkelrückmeldung | optional | erforderlich |
Mechanik: Lager,Aktuatoren
Lager bestimmen die Präzision und Lebensdauer der Nachführung. Bei zweiachsigen Systemen übernimmt ein Drehkranz- oder Kreuzrollenlager die Azimutbewegung, während für die Elevation häufig Schrägkugellager oder Kegelrollenlager verwendet werden, um kombinierte Axial- und Radiallasten aufzunehmen. Wichtige Aspekte sind Vorspannung gegen Spiel, dichtung gegen Staub und Feuchtigkeit (IP-Umgebung), sowie eine wartungsarme Schmierung (Fettnuten, Schmiernippel). Die Montageplatten benötigen ausreichende Steifigkeit; verwindungen führen zu punktueller Überlastung und erhöhtem Reibmoment.Sinnvoll ist eine Berechnung des Kippmoments aus Wind, Modulfläche und Hebelarm, um den benötigten Lagerdurchmesser und die Schraubenklasse festzulegen.
- deep-groove: kostengünstig, gut für moderate Radiallasten
- Kegelrolle: hohe kombinierte Lasten, einstellbare Vorspannung
- Kreuzrolle/drehkranz: integrierte Flansche, große Momente
- Korrosionsschutz: verzinkt/edelstahl, IP-geeignete Dichtungen
- Service: Schmierintervalle, Drainage, Schutzkappen
Aktuatoren liefern den Hub bzw. Drehmoment für die Nachführung. Für Elevation eignet sich ein Linearspindelantrieb mit Endschaltern oder Hall-Sensoren, für Azimut oft ein Schneckengetriebemotor mit Selbsthemmung. Wichtig sind ausreichende Stellkraft inkl.Sicherheitsreserve (Windböen), eine definierte Stow-position bei Sturm, Rückfahrsperren gegen Backdriving und Kabelmanagement mit Schleppketten. Eine mechanische Anschlagbegrenzung verhindert Überhub; Positionierung gelingt über Impulszählung, Potentiometer oder absolute Encoder.
- Endschalter: redundante Abschaltung an beiden Enden
- Steuerspannung: 12/24 V DC für Off-Grid-Systeme
- IP-Schutz: ≥ IP65 für Außenbetrieb
- Bremse: Motorbremse oder selbsthemmendes Getriebe
- Geschwindigkeit: langsam genügt,Priorität auf Haltekraft
| Aktuator | Kraft/Drehmoment | Stellweg/Drehzahl | IP | Hinweis |
|---|---|---|---|---|
| linearspindel | 1-5 kN | 100-400 mm | IP65 | Endschalter integriert |
| Schneckengetriebe | Hoher Halt | Langsam | IP66 | Selbsthemmend |
| Stepper + Riemen | mittel | Schnell | IP54 | Encoder empfohlen |
Steuerung mit PID und RTC
PID-Regler stabilisieren die Nachführung,indem pro Achse die Differenz zwischen Soll- und Ist-Winkel kontinuierlich minimiert wird.Der Proportionalanteil sorgt für direkte Korrektur, der Integralanteil kompensiert Reibung und bleibende Abweichungen, während der Differentialanteil Bewegungen dämpft und Überschwingen reduziert. Für robuste Ergebnisse sind Anti-Windup bei Sättigung, eine kleine Totzone gegen Mikrojitter, Drehzahl- und Strombegrenzungen sowie eine definierte Rampe beim Anfahren sinnvoll. Der Sollwert kann aus Ephemeriden (astronomische Position) kommen und per Sensorfeedback feinjustiert werden; so entsteht ein kombiniertes Feedforward/Feedback-Design mit konsistenter Abtastrate.
- Sensorfusion: Lichtsensor + Winkelgeber für Genauigkeit bei wechselnder Bewölkung
- Abtastung: 10-50 Hz, zeitkonstant über Hardware-Timer
- Begrenzungen: Positions-, Strom- und Geschwindigkeitslimits gegen Resonanzen
- Störgrößen: Windböen mit D-Anteil dämpfen, optional „Stow”-Modus
- Gesundheit: Temperatur der Antriebe überwachen, Unterspannung führt zu Parkstellung
Eine RTC (Real-Time Clock) liefert absolute Zeit für astronomische Sollwerte, schaltet Tagesroutinen und sorgt für wiederholbare Betriebszustände. So lassen sich Sonnenaufgangs-Aufwecken, Mittags-Rekalibrierung, Dämmerungs-Parken oder ein Sturmmodus deterministisch planen – unabhängig vom Sensorrauschen. Zudem vereinfacht die RTC die saisonale Optimierung, Nachtabschaltung zur Energieeinsparung und die Protokollierung von Messdaten mit Zeitsynchronisation (inklusive Sommerzeit-Offset oder GPS/NTP-korrektur).
| Achse | Kp | Ki (1/s) | Kd (s) | Totzone (°) | Max-Geschw. (°/s) |
|---|---|---|---|---|---|
| azimut | 1,2 | 0,02 | 0,15 | 0,3 | 2,0 |
| Elevation | 1,5 | 0,03 | 0,10 | 0,2 | 1,5 |
Energiebedarf und Amortisation
Der Energiebedarf ergibt sich im Wesentlichen aus Antrieben und Steuerung. Typische Richtwerte: Steuerungen in 12-24 V-Systemen liegen bei 0,3-1,0 W Daueraufnahme,Aktoren benötigen 10-40 W während kurzer Laufintervalle. Mit sparsamer Fahrstrategie (Korrekturen im Minuten- statt Sekundenraster, Stow bei Wind, keine nachführung in der Nacht) resultieren 8-25 Wh pro Tag.Dem gegenüber steht ein Mehrertrag von 15-30 % je nach standort und Saison; bei 800 W PV bedeutet das grob 0,5-0,8 kWh/tag. Der Eigenbedarf des Trackers fällt damit energetisch gering ins Gewicht,sofern eine effiziente mechanik und Betriebslogik gewählt wird.
- Schlafmodus/Low-Power-Controller: senkt Standby-Verbrauch deutlich.
- Gegengewicht/federpaket: entlastet Motoren, reduziert Spitzenströme.
- Dämmerungs- und Hysterese-Logik: vermeidet „Jagen” um die Sollposition.
- wind-Stow und Totzonen: parkt bei Böen; weniger Korrekturen, höhere Lebensdauer.
- Mechanische Untersetzung: höheres Drehmoment bei niedrigerer elektrischer Last.
Die wirtschaftliche Amortisation hängt von Komponentenkosten, Standort (Globalstrahlung), Verschattung, Regelgüte und dem Stromwert ab. Für die Kalkulation genügt eine einfache Relation: Amortisationszeit ≈ Kosten / (Netto-Mehrertrag pro Tag × Stromwert). In Eigenverbrauchsanwendungen entspricht der Stromwert dem vermiedenen Netzbezug; in Inselnetzen dem Wert der nicht entnommenen Batterieenergie. Die folgende Übersicht liefert praxisnahe Richtwerte bei konservativen Annahmen.
| Setup | PV-Leistung | Mehrertrag/Tag | Tracker-Verbrauch/Tag | Netto-Plus/Tag | Komponenten-Kosten | Amortisation |
|---|---|---|---|---|---|---|
| Kompakt | 400 W | 0,32 kWh | 0,015 kWh | 0,305 kWh | 150 € | ≈ 55 Monate |
| Mittel | 800 W | 0,64 kWh | 0,018 kWh | 0,622 kWh | 180 € | ≈ 32 Monate |
| Groß | 1,5 kW | 1,20 kWh | 0,020 kWh | 1,18 kWh | 220 € | ≈ 21 Monate |
Was ist ein Solartracker und wie erhöht er den PV-Ertrag?
Ein Solartracker ist eine mechanische Nachführvorrichtung, die PV-Module fortlaufend zur Sonne ausrichtet. So lässt sich je nach Standort, Jahreszeit und Wetter die Ausbeute um etwa 10-35% steigern. Zusätzlicher Aufwand, Eigenverbrauch und Verschleiß sind einzukalkulieren.
Welche Komponenten werden für den DIY-Bau benötigt?
Erforderlich sind stabile Trägerkonstruktion, Dreh- und Neigemechanik, Antriebe (z. B. Linearantriebe oder Getriebemotoren), Lager/Drehkranz, Endschalter, Steuerung mit Mikrocontroller und Treibern, sensorik (LDR oder GNSS/IMU), Verkabelung, Wetterschutz und Fundament.
Welche Nachführarten eignen sich für Heimprojekte?
Es existieren einachsige und zweiachsige Systeme. Einachsig (z. B. Ost‑West) bietet gutes preis‑Leistungs‑Verhältnis und bleibt mechanisch einfacher. Zweiachsig maximiert den Ertrag, erhöht jedoch Komplexität, Windlast, Wartungsbedarf und Stromverbrauch der Antriebe.
Wie unterscheiden sich LDR‑Sensoren und astronomische Steuerungen?
Lichtsensor‑Tracking (LDR) ist günstig und einfach, reagiert jedoch sensibel auf Bewölkung, Reflexionen und Verschmutzung. Astronomische Nachführung berechnet die Sonnenposition aus Zeit und Standort, ist stabiler, benötigt aber präzise Kalibrierung, RTC und endschalter.
Welche Sicherheits- und Wartungspunkte sind wichtig?
Wichtig sind stabile Statik,korrekte Lastannahmen und eine sturmsichere Parkposition. Kabelmanagement mit Schleppketten, Endschalter, Not‑Aus und Sicherungen schützen Technik. Regelmäßige Schmierung, Schraubenkontrollen, Korrosions‑ und Blitzschutz reduzieren Ausfälle.